Zu Tisch! Mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit
Fachpersonen des Gesundheitswesens erleben selbst, welche Hürden ihnen beim Essen mit simulierter Hörsehbehinderung begegnen.
Aktionswochen vom 12.–23. Mai 2025 – in diversen Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens der Schweiz
Anlässlich des Internationalen Tages der Taubblindheit am 27. Juni beteiligen sich Mensen, Cafeterias und Kantinen von Institutionen und Ausbildungsstätten des Gesundheits- und Sozialwesens in der Schweiz an der Aktion "Zu Tisch! Mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit". Während der diesjährigen Sensibilisierungsaktion der Organisationen für Menschen mit Hörsehbehinderung erhalten Auszubildende und Angestellte in den Mensen, Cafeterias und Kantinen der Ausbildungsstätten eine Kartonbrille, die eine starke Sehbehinderung simuliert. Ebenso werden ihnen Ohrstöpsel überreicht. So erleben sie auf freiwilliger Basis, wie es ist, mit Sehbehinderung und einer gleichzeitigen Einschränkung des Hörens zu essen. Der Selbstversuch steht exemplarisch für die diversen Herausforderungen, vor welchen die rund 57'000 Menschen mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit in der Schweiz im Alltag stehen.
Weshalb ist es so wichtig, dass das Gesundheitsfachpersonal über die Bedürfnisse der Menschen mit Hörsehbehinderung informiert ist? Wenn die beiden wichtigsten Sinne, mit denen wir unsere Umwelt wahrnehmen und mit ihr kommunizieren, ausfallen, führt dies dazu, dass die Kommunikation erschwert ist. Der Zugang zu Informationen sowie die Orientierung in nicht vertrauter Umgebung sind mit Hürden verbunden. Im Gesundheitswesen werden den Menschen essentielle Informationen zur eigenen Gesundheit vermittelt. Dies geschieht in Behandlungssituationen im Spital, in Betreuungssituationen in Alters- und Pflegeheimen oder durch die Spitex. Gehen hier wichtige Informationen verloren, fühlen sich die betroffenen Menschen allein gelassen und extrem isoliert.
Dies zeigt das Beispiel von Martina A.: Sie ist 77 Jahre alt, hat eine Sehbehinderung und hört nicht mehr gut. Sie ist vor Kurzem gestürzt und musste nun ihre Schulter operieren lassen. Im Spital fällt es ihr schwer, sich zu orientieren. Die ungewohnte Umgebung und das für sie weit entfernte Stimmenwirrwarr machen sie ängstlich. Auch verwirrt es sie, dass täglich verschiedene Spitalmitarbeitende das Zimmer betreten und sie nicht weiss, wer vor ihr steht. Es würde ihr helfen, wenn ihr die Mitarbeitenden bei jeder Begegnung ihren Namen und ihre Funktion langsam und deutlich ins rechte Ohr sagen würden. Informationen von Ärztinnen und Ärzten versteht sie nur, wenn sich diese genügend Zeit nehmen und dank der Unterstützung von Kommunikationsassistierenden.
Ist eine Pflegerin oder ein Pfleger, ein Arzt oder eine Ärztin sensibilisiert, dass eine gleichzeitige Einschränkung des Sehens und Hörens besondere Herausforderungen stellt, gelingt ein besserer Umgang mit solchen Situationen. Mit wenigen Tipps kann das Fachpersonal so geschult werden, dass ein Aufenthalt in einer Gesundheitsinstitution für eine Person mit Hörsehbehinderung kein Hindernislauf wird.
Aktion "Zu Tisch! Mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit"
Teilnehmende Institutionen & Ausbildungsstätten:
- ARTISET Bildung – Höhere Fachschule für Sozialpädagogik, Luzern
- Berufsfachschule Gesundheit und Soziales (BFGS), Brugg
- Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Olten
- Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, Luzern
- Universität Bern (Mensa S; Mensa Gesellschaftsstrasse; Mensa Unitobler; Mensa vonRoll), Bern
- Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen (Cafeteria; Piazza), Winterthur
- Haute école de travail social et de la santé (HETSL), Lausanne
- Institut et Haute École de la Santé La Source, Lausanne
- Université de Genève (Restaurant Uni Mail; Restaurant de Sciences 2; Caféteria Dufour; Restaurant du CMU), Genf