Geeignete Unterstützung

Sehen und Hören sind unsere zwei zentralen Sinne für die Wahrnehmung und die Kommunikation mit unserer Umwelt. Sind sowohl das Hören als auch das Sehen beeinträchtigt, erfahren Betroffene vielfältige Einschränkungen. Zum Beispiel ist die Orientierung in nicht vertrauter Umgebung schwierig. Auch die Kommunikation und der Zugang zu Informationen stellen Hürden dar.

Wir geben taubblinden und hörsehbehinderten Menschen die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben dabei zu sein!

Die Organisationen SZBLIND, FRSA, Taubblinden-Hilfe und Tanne unterstützen Menschen mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben mit Fachpersonen, ausgebildeten Freiwilligen und Kommunikationsassistentinnen und -assistenten. Je nach Situation und Grad der Einschränkungen der betroffenen Personen benötigt es unterschiedliche Unterstützung.

Umgang mit hörsehbehinderten Menschen

Viele Menschen haben Hemmungen, eine hörsehbehinderte oder taubblinde Person anzusprechen. Dies rührt auch daher, dass es nicht DIE eine Art der Kommunikation mit hörsehbehinderten Menschen gibt. Je nach Art der Sinnes-Beeinträchtigung und je nach Situation (akustische, visuelle Begebenheiten) kann unterschiedlich kommuniziert werden.

Es gibt Tipps und Tricks für den Umgang mit Menschen mit einer Hörsehbehinderung oder Taubblindheit. Wichtig ist, dass man sich im Kontakt mit betroffenen Personen genügend Zeit nimmt und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, wenn die Person etwas nicht gleich versteht und man etwas wiederholen muss. Die folgenden Tipps, die im Video zu sehen sind, sind ein Teil unseres Info-Materials "So bin ich dabei!":

Begegnen

Sprechen Sie mich zuerst in normaler Lautstärke mit Ihrem Namen an. Wenn ich nicht reagiere, berühren Sie mich sanft aber deutlich an der Schulter und warten Sie, bis ich auf Sie aufmerksam werde. Sagen Sie mir zuerst Ihren eigenen Namen. Falls ich Sie nicht kenne, erklären Sie mir kurz, wer Sie sind.

Kommunizieren

Fragen Sie mich, wie ich mit Ihnen kommunizieren möchte, denn es gibt viele verschiedene Kommunikationsformen. Hier stelle ich Ihnen die häufigsten vor, wobei für alle gilt: Sprechen Sie klar und deutlich, seien Sie geduldig und wiederholen Sie Unverstandenes nochmals.

Lautsprache

Da ich hörsehbehindert bin, sprechen Sie deutlich, langsam und in ganzen Sätzen. Achten Sie darauf, dass Sie sich in ruhiger Umgebung befinden und Ihr Gesicht gut beleuchtet ist, so dass ich von Ihren Lippen absehen kann.

Gebärdensprache

Da ich hörsehbehindert bin, fragen Sie mich nach dem optimalen Abstand und wie gross in dieser Distanz das Blickfeld ist. Passen Sie Ihre Gebärden diesem Blickfeld an. Achten Sie darauf, dass Ihr Gesicht gut beleuchtet ist, damit ich Ihre Gebärden sehen und gegebenenfalls von den Lippen absehen kann.

Taktil Gebärden

Sind die Lichtverhältnisse schlecht, ist es für mich als hörsehbehinderte Person schwierig, die Gebärden visuell zu erkennen. Ich verstehe Sie besser, wenn ich die Gebärden taktil erfassen kann. Dazu lege ich meine Hand entweder auf Ihren Unterarm (tracking) oder auf Ihre Hand und kann so die Bewegung und Handformen spüren. Gebärden Sie deutlich und nicht zu schnell und halten Sie meine Hand nicht fest.

Schriftlich kommunizieren

In der Regel können Sie mit einem dunkelfarbigen Stift auf helles Papier schreiben. Am besten mit einem Filzstift. Fragen Sie mich, wie gross die Schriftgrösse sein soll und schreiben Sie gut erkennbare Buchstaben. Passen Sie die Dicke des Stiftes der Schriftgrösse an. Das Eintippen von Buchstaben auf dem mitgebrachten Smartphone oder Tablet geht auch. Ich kann dann die Schriftgösse nach Bedarf wählen.

Beim Gespräch Thema ankündigen

Es ist einfacher, einem Gespräch zu folgen, wenn ich von Anfang an weiss, worum es geht. Kündigen Sie mir daher das Gesprächsthema an und signalisieren Sie mir jeweils Themenwechsel innerhalb des Gesprächs.

Helfen – nur wenn ich zustimme

Ich benötige für viele Dinge mehr Zeit. Greifen Sie nicht einfach ein, wenn Sie sehen, dass ich etwas suchen muss. Lassen Sie mich dies selber tun oder fragen Sie mich einfach, ob ich Unterstützung brauche.

Führen / Hindernisse

Beim Führen ergreife ich Ihren Arm (Führarm genannt) oberhalb des Ellbogens und gehe einen Schritt hinter Ihnen. Gehen Sie in normalem Tempo und achten Sie darauf, dass der Weg breit genug für zwei Personen ist. Verlangsamen Sie Ihre Schritte vor Hindernissen und Treppen oder bleiben Sie kurz stehen. Informieren Sie mich falls notwendig über die Art des Hindernisses/der Treppe. Um eine enge Stelle zu passieren, schieben Sie Ihren Führarm nach hinten zu Ihrer Rückenmitte. Ich spüre das und werde automatisch hinter Ihnen gehen.

Informieren, wenn Sie weggehen und zurückkommen

Ich merke nicht automatisch, ob Sie da sind oder nicht. Sagen Sie mir deshalb immer, wenn Sie weggehen, z.B. um etwas zu holen. Informieren Sie mich auch, wenn Sie wieder zurück sind.

Dinge nicht verrücken

Sonnenbrille, Tasse, weisser Stock etc. bleiben dort, wo ich sie hingelegt habe. Das ist eine wichtige Regel. Verrücken Sie nichts, denn schon ein kleiner Platzwechsel kann es mir verunmöglichen, meine Dinge wiederzufinden. Sollte sich ein Platzwechsel aufdrängen, informieren Sie mich, damit ich meine Dinge selber neu platzieren kann.

Etwas zeigen bzw. geben

Um etwas zu zeigen, schieben Sie ihre Hand unter meine Handfläche und führen Sie meine Hand so an den Gegenstand heran. Wenn Sie mir etwas geben möchten, legen Sie es sanft in meine Hand.

Zum Schluss

Alle hörsehbehindertne und taubblinden Menschen werden sich freuen, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen und so unsere Teilnahme am Geschehen ermöglichen. Vielen Dank!

Für ausführlichere Hinweise zum Umgang mit hörsehbehinderten und taubblinden Menschen und zu Kommunikationsformen bestellen Sie das Informationsheft "Grüezi, ich heisse" via unsere Infothek.